Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um die Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!
Antoine de Saint-Exupéry
Angst ist ein normaler Gefühlszustand welcher uns vor Gefahren warnen und schützen soll. Wenn aber die Balance zwischen der ausgeströmten Angst im Körper nicht in Relation zum Ereignis oder der Situation stehen, so liegt eine Störung vor.
Mit der Behandlung meiner Schizophrenie (2009) kamen sukzessive und in Wellen meine Ängste auf. Anfangs situationsbedingt ein unangenehmes Gefühl, entwickelte sich dieser Zustand zu regelrechten Neuroblitzen und sehr unangenehmen Angstattacken, welche auch mit Zucken der Körpersprache vor allem der Gesichtsmimik einherkamen.
Der Zustand eskalierte in immer schlimmeren Zuständen, sodass ich als logische Folgerung die Situationen gemieden habe, bei denen die Angst aufkam. Als Folgerung „sah ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr“ und konnte nur noch die Basiserledigungen wie den Nahrungsmitteleinkauf in wechselnden Supermärkten absolvieren, um mich für mindestens vier Jahre in meine Wohnung einzusperren (2010 – 2014). Parallel dazu kam der Verfall meines Äußeres hinzu. Die Leute kannten mich nur noch als den Rauchenden Menschen in ungepflegter Jogginghose.
Mein Sozialleben fand im Internet statt oder über das Telefon und meine Wohnung verkam zu einer regelrechten kompletten Tabak-Nikotinwolke! Mir blieben noch vereinzelte Personen bei denen die Angst nicht aufkam, aber ich abgeschirmt ohne weitere Personen diese treffen konnte. Zu nennen sind hier vor allem: Meine Priester (Herr Gugerel, Herr Winter & Herr Levak), Günther mein Freund aus Kärnten, Ingo mein Freund aus Babenhausen, Kay mein späterer Arbeitskollege und Freund & Familienangehörige.
Parallel dazu war ich befreit von der Angst, wenn ich gereist bin. Also ein Umfeld mit völlig neuen sozialen Kontakten für 2-3 Wochen, bis die Angst wieder los ging.
Also reiste ich wie es das Budget hergab durch Europa & Süd-Amerika.
Ich habe dann (2011) fast ein Jahr in Ostkroatien nahe meiner Familie und Großeltern gewohnt und suchte mir dort einen Facharzt, um für mich alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Davor wurden die Medikamente gekreuzt (mehrfache unterschiedliche Einnahme von Wirkstoffen, mit der Hoffnung der Deckung bzw. Abschaltung der Ängste, mit der Vervielfachung der Nebenwirkungen). Meine Fachärzte waren sich einig, dass die Symptome der Angst ein Überbleibsel (Residuum) der Schizophrenie ist und die Medikation bis heute dieses nicht abschalten kann. Wie geschrieben und von einem Facharzt laut ausgesprochen: „Irgendwas bleibt immer übrig!“
Der emeritierte kroatische Professor und ehemalige Klinikchef wollte sich zunächst in die Behandlung nicht einmischen, aber kam dann zum Entschluss, dass die Aufsetzung einer Strategie bzgl. meines Verhaltensmusters und als auch die nochmalige Überprüfung, über fast ein Jahr bzgl. Arbeitsfähigkeit, durchzuführen ist.
Jesuskreuz in Ostkroatien an der Donau. (Eigene Aufnahme ca. 2011)
Das Ergebnis ist: Ich bin arbeitsfähig (2011) da ich während dem Jahr Behandlung, keine Instabilitäten (psychotische Symptome) aufgezeigt habe. Blieb noch die vielbesagte Angst übrig, welche mich noch immer stark eingeschränkt hat. Die Losung in der abschließenden Sitzung mit dem Professor ist: KONFRONTATIONSSTRATEGIE!
Der erste Schritt ist es „die Bäume im Wald wieder zu erkennen“ und die vielen Meidungssituationen wieder aufzulösen. Dann kann die Desensibilisierungsstrategie starten, indem man sich den Situationen der Angst aussetzt. Die Angst schmilzt schrittweise und man kann sogar wieder zum gleichen Supermarkt auf Dauer als auch sich mal in ein Café mit Publikum setzen und einen Café au Lait genießen!
„Eine Klinik ist wie eine Kaserne zu führen, mit militärischer Disziplin!“ (Emer. Professor und Klinikchef i.R. aus Ostkroatien)
Der erste Schritt, Auflösung der Meidungsstrategien vollzieht sich am schnellsten und hat die stärksten Erfolge. Die berühmte „Angst vor der Angst“ löst sich auf und man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren, dem Hauptproblem- in meinem Fall die Angst in der stetigen sozialen Interaktion! Letzteres ist ein Prozess, welcher in mir innerlich bis heute noch nicht abgeschlossen ist: „The End of the Beginning“ Churchill W.
Schlüsselerlebnis war mein erster erfolgreich absolvierter Job bei der Flüchtlingshilfe (2015) bei derer ich mir sagte: „Ist mir alles wurst (It’s me Sausage), ich bleibe so lange auf der Arbeit bis der Krankenwagen nicht einmal sondern drei Mal kommt!“ (Wegen meinen selbst gefühlten Körpersprachenverkrümmungen bzgl. meiner Ängste) In der Woche 6-8 erfuhr ich dann das Erlebnis, dass es einen Höhepunkt der Angst gibt! Danach wurde alles (in kleinen Schritten) besser! Denn, die Angst, wie von mir befürchtet, eskalierte nicht in das Unendliche, sondern schmilzt dann allmählig ab
Die Erfahrung Abschmelzung der Angst ist ein sehr wichtiger auf dem ich aufbauen konnte. Ich wollte mich nicht innerlich unnötig in Unruhe versetzen mit bspw. Unpünktlichkeit auf der Arbeit oder groben Fehlern. Goldene Losung bei solchen Problemen ist: „Klappe halten!“ Im Sinne von, unauffällig sein, die Arbeit ruhig durchführen und den Chef immer loyal unterstützen, anstelle einen auf süd-amerikanischen karibischen Revolutionär spielen! (El Comandante)
In meinem zweiten erfolgreichen Job als Rechenzentrumsmitarbeiter, konnte ich diese Erkenntnis weiter ausbauen und bis auf wenige Ausnahmen, da der Job so ruhig war, war ich sehr ausbalanciert was die Ängste anging (Unter den Kollegen war ich gelöst und konnte jeden Small-Talk ansetzen). Jedoch gab es auch da Ausnahmen, mein vielbesagter Spruch: Die Technik Konfrontation, klappt nicht immer und nicht in jeder Situation! Mängel gab es in dem zweiten Job bei der Körpersprache im Auftreten (nach meinem Empfinden eine zu starke innere Unruhe) aber ich habe damals unter starken Schlafstörungen gelitten auch unter Arbeit, im Unterbrechen des nächtlichen Schlafs im 2h Takt für 2h.
„If you’re hurt lick your wounds and get up again. If you’ve given your absolute best, it’s time to move forward!“ (Richard Branson)
Im dritten Job seit nun 5 Jahren (2025) bei der Deutschen Bahn, im Service und der innovativsten Medikation ohne Schlafstörungen, konnte ich mein Auftreten schon beinahe revolutionieren! Die Transformation kam nicht über Nacht aber ziemlich rasch habe ich mich zumindest an den Lärm des Bahnhofs und die Menschenansammlungen gewöhnen können. Ein gewisses Beobachtungsgefühl blieb aber die ersten 3-4 Jahre erhalten, wobei das nicht zu verwundern ist, da der Bahnhof mit Kameras versehen ist und aufgrund der Größe des Bahnhofs die Arbeitsdisziplin von den Vorgesetzten aus Winkeln im Bahnhof kontrolliert wird! (Freundlichkeit im Auftreten ggü. dem Fahrgast und der korrekten Weitergabe von Informationen).
Ich dachte mir immer und immer wieder, wenn ich die Beobachtungsgefühle bekam und / oder die Ängste aufkamen:
„My attitude has always been, if you fall flat on your face, at least you’re moving forward. All you have to do is get back up and try again.“ (Richard Branson)
Die komplette Körpersprache verändert sich positiv im Job mit Menschen bei der Deutschen Bahn, mit dem Überdecken der eigentlichen selbst gefühlten Unsicherheitsproblematik im Auftreten bzw. Interaktion im sozialen Kontakt!
Dzimi vor dem Deutschland-ICE mit ca. 135kg (09/2024)
Zusammenfassung und Resumee:
Das Rezept heisst: <- Constantly Pushing the Limits! ->
Fortwährend muss man sich der Angst aussetzen um das Limit weiter nach oben zu setzen, was den eigenen Aktionsradius angeht!
Mit dem Glücksgriff Job bei der Deutschen Bahn, mit Menschen, konnte ich mich bzgl. emotionaler Reizüberflutung mit der Zeit abschirmen und bin heute in der Lage viele (negative) Momente via konzentriertem Blick zu ignorieren.
Der Prozess findet fortwährend & sukzessive statt. Die Heilung Desensibilisierung geschieht bis zum heutigen Tag und wird mich bis auf weiteres beschäftigen (Konfrontationsstrategie).
Rituale können anfänglich helfen. Der Tag muss strukturiert sein und ohne zusätzliche Belastungen stattfinden, bspw. das pünktliche Erscheinen, um dann die ersten 2-3h durcharbeiten. Ich liebe es bis heute im mobilen Service, den Bahnhof mit Vorbeilaufen der Bahnhofsmission (Gleis 1) und dem Grüßen der Gäste um die Bahnhofsmission zu beginnen.
Das Allheilmittel (Rescue Remedy) sind bei mir Stoßgebete! Sehr nahe meiner S-Bahn Station für die Fahrt zum Hauptbahnhof in Frankfurt, ist eine Kirche mit Jesuskreuz und Marienstatue. Die Kirchenglocke läutet alle 15 Minuten und so kann ich im Warten auf meine Bahn, beim Läuten der Glocke, ein Gebet innerlich sprechen.
Beim Aufsteigen aus dem Tiefbahnhof am Hauptbahnhof in Frankfurt in Richtung Pausenraum spreche ich innerlich Gebete, während der Fahrt mit der Rolltreppe, um dann in den proppenvollen Pausenraum zu erscheinen (Multitaskingfähgkeiten sind dann für mich gefragt).
Als ersten Schritt heißt es Techniken zu erlernen, den störenden Gedanken (Angst Assoziation) wegzudenken, im Sinne einer autosuggestiven Technik wie dem autogenem Training!
Optimalgewicht und Nichtrauchen als auch Meidung von Alkohol machen sehr viel im psychischen Wohlbefinden aus, was ich aus jetzt beinahe 60 abgenommen Kilogramm und Nichtrauchen seit 6 Jahren realisiert habe!
Diese negative Energie der Angst frisst in einem sehr viele mentale als auch körperliche Ressourcen auf! Für mich kann ich sagen, kam ich die ersten Jahre völlig k.o. von der Arbeit nach Hause, um entweder sofort schlafen zu gehen oder aber vor oder nach der Arbeit meditative Gebete via Youtube (auf Stunden) zu hören.
Als Beispiel den Rosenkranz oder die unteren gregorianischen Gesänge, welche mich beinahe unendlich entspannen können! In echt gehört (in einem Kloster) kommt es einem besonderem Zustand nahe (Meditation unter dem Choral) welcher mich unweigerlich ergreift! …und ich bin nur der Zuhörer 😉
Erstellt: (01/2025)
„Christliche Wachsamkeit ist nicht von Furcht geprägt, sondern von Sehnsucht.“ (Papst Franziskus)
Mit der Anwendung des nun innovativsten Medikaments als Depotform ist meine Angst seit dem Juni 2025 (Erstanwendung Medikament) abgeschaltet!
Die Zeit von mehr als einer Dekade meiner Ängste bis zur Abschaltung waren von tiefer Einsamkeit geprägt.
Alles was mit Menschen zu tun hatte, war immer wieder ein großes neuronales Abenteuer (Angstattacken). Trotzdem habe ich es nun 10 Jahre mit der Symptomatik geschafft, im Jobleben zu sein & das mit einer Menge Menschen (Flüchtlingsheim & Bahnhof) 🙂
Gott erhört dich vielleicht nicht nach deinem Willen, aber er erhört dich zu deinem Heil.
Augustinus
09/2025