Denn wer bittet, der empfängt;
wer sucht, der findet;
und wer anklopft, dem wird geöffnet
(Lk 11,10 EU)
Im Frühling 2008 bin ich aufgrund Trauerverarbeitung den Jakobsweg in Trier (D) gestartet. Über die Schweiz, nach Frankreich bin ich bis nach Spanien (Barcelona) gelaufen. Das geliehene Reisegeld war damals ab der Grenze zur Schweiz (Konstanz) aufgebraucht. Ab dem Einlaufen in die Schweiz, konnte ich via Zelt und Schlafsack weiterhin campen und Kraft auftanken. Essen konnte ich bei Nachfrage bei den örtlichen Bauern erfragen und es gab angehend immer Kartoffeln, Brot oder sogar eine Übernachtungsmöglichkeit im Heustall.
Es gibt wohl kaum etwas schöneres als das Angebot, nach 8h Wandern, sich mit warmem Wasser zu waschen und einen morgendlichen Café au Lait zu erhalten! Viele der Bauern gaben mir noch Geld für den Weg und die Bitte zur Fürbitte!
In Frankreich eingereist habe ich auch bei verschiedenen Personen, mehrere Tage Kost und Logis erhalten. Zu erwähnen ist hier das Geschenk eines neuen Schlafsacks und dem Schenken eines T-Shirts der hiesigen St. Jaques Gesellschaft (Jakobsweggesellschaft). Ein anderer bedeutender Gastvater brachte mich zum örtlichen Müller, dieser gab mir (2008) 50 Euro in die Hand.
Daneben bin ich noch in einem französischem Schloss untergekommen (Château), konnte in Süd-Frankreich in einer Emmaus-Kommune über mehrere Tage Kraft tanken und bin dann völlig entkräftet in Barcelona als Schlusspunkt der Reise angekommen.
Nach Hause ging es via Lufthansa nach Frankfurt!
„Die Schutzengel unseres Lebens fliegen manchmal so hoch, dass wir sie nicht mehr sehen können, doch sie verlieren uns niemals aus den Augen.“ (Jean Paul)
Anekdoten aus diesem Weg von Trier bis nach Barcelona:
– Hinter der Deutsch-Schweizer-Grenze ist mir das Geld (exakt ab Konstanz) ausgegangen & ich wusste nicht mehr weiter. Den Weg abbrechen wollte ich nicht (warum auch ? 😉 ) aber ich brauchte wenigstens Nahrung. So traf ich zwei Schweizerinnen an einem Fluss welche mir zusammengefasst sagten: „Du kannst jeden Bauern auf Deinem Weg, nach Kartoffeln oder einer Obhut für die Nacht fragen.“
– Auf dem Weg zwischen Zürich und Basel lief ich an einer Schweizer Landstraße entlang und sah eine Musikkasettenspur (brauner Kabelsalat). Am Ende der Spur, mehrere Meter, lagen 30 Schweizer Franken auf der Straße!
Der Tag war mit Essen und Trinken und Café gerettet!
– Nahe Belfort (F) gab mir der Gastvater seine Uhr als Weggeschenk mit den Worten: „Von nun an nicht mehr unpünktlich auf Arbeit erscheinen!“
– An vielen Anhöhen (Vogesen, F) wurde ich von jungen Autofahrern gefragt, ob mich diese mitnehmen dürfen.
– Nahe Lyon wurde mir gesagt: „Du kannst bis 17:00h in jedem Rathaus (Mairie) in Frankreich nach einer Herberge fragen, das ist Gesetz in Frankreich.“ Der Highlight – et Voilá – war die Übernachtung in einem echten Französischem Schloss (Château) mit köstlichem Französischem Essen!
– In Barcelona angekommen (Herbst 2008), bin ich zum Deutschen Konsulat gegangen und habe nach Hilfe erbeten. Der Konsulatsmitarbeiter telefonierte mit meiner Bank in Trier (Brotstraße) & mir wurde ein Kontolimit um einen symbolischen vierstelligen Betrag eingeräumt. 🙂
Zusammengefasst war das mit meinen damaligen 27 Jahren wohl das interessanteste, witzigste aber auch vor allem herausforderndste Abenteuer das ich bis heute bestritten habe! Ich bin ca. 2.000 Kilometer gelaufen mit im Durchschnitt 25-30 Kilometer am Tag. Im drei Tage Laufmodus und dann einem Tag Pause.
Heute lerne ich seit über 2 Jahren und auf Dauer wieder Französisch.
Den Jakobsweg habe ich neuerlich ab Avignon fortgesetzt (2021) mit Stand Etappe 4 von 5 noch ca. 198 km bis Santiago de Compostela.
Planeinlauftermin Herbst 2025
Stand: Winter 2024
Das Original Camino-Heft von 2008.
Es wurde mir von der Emmaus-Kommune um Montpellier gestiftet!
Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
(Mt 18,19 EU)
September 2025